So. Gerade habe ich einen Film zu Ende geguckt, der einen ziemlich starken Eindruck bei mir hinterlassen hat. Ich rede von Blade Runner - ein Cyberpunk Film aus dem Jahr 1982.
Der Streifen ist ein bisschen aelter und ich bin nun wirklich kein Mensch, der sich alte Filme antut. Mit Ausnahme einiger aelteren russischen Filme und Tron habe ich keinen Lieblingsfilm, der frueher als 2000 erschien. Nun denn. Das Genre Cyberpunk interessiert mich sehr stark - sind sogesehen zukunftsorientierte Noir-Filme. Leider gibt es viel zu wenig in diesem Genre: einige Animes, wie z.B Akira, Ghost in the Shell, Ergo Proxy, Texhnolyze oder Battle Angel Alita, Mangas wie Blame! und NOiSE oder Spiele, wie das angekuendigte Deus Ex: Human Revolution. An Filmen wuerde mir da spontan nur Matrix einfallen..(hach ja, der Klassiker :D) Die anderen Filme in dem Genre sind alle, eingeschlossen BR ein bisschen aelter und bisher wollte ich meinen Augen die veraltete Technik nicht unbedingt antun. Es ist nun mal Tatsache, dass man bei dem Genre, genau wie bei Science Fiction, eine entsprechende Kulisse braucht, welche nur durch fortgeschrittene Computeranimation/graphik zu erreichen ist. Und sowas hatten die doch damals doch gar nicht :D
Ueber den Film habe ich einige gute Meinungen gelesen und der Plot summary nachzuurtelen haette der Film guten Stoff zum Nachdenken abgegeben. Ich wurde nicht enttaeuscht.
The film depicts a dystopian Los Angeles in November 2019 in which genetically engineered organic robots called replicants—visually indistinguishable from adult humans—are manufactured by the powerful Tyrell Corporation as well as other mega manufacturers around the world. Their use on Earth is banned, and replicants are exclusively used for dangerous, menial or leisure work on Earth's off-world colonies. Replicants who defy the ban and return to Earth are hunted down and "retired" by police special operatives known as "Blade Runners". The plot focuses on a brutal and cunning group of recently escaped replicants hiding in Los Angeles and the burnt out expert blade runner, Rick Deckard (Harrison Ford), who reluctantly agrees to take on one more assignment to hunt them down.
(from wikipedia)
Sehen wir von der Tatsache ab, das LA in 10 Jahren niemals so aussehen wird:
uebel nehmen kann man es den Machern nicht, dieses futuristische ist aber fuer jemanden aus unserer Zeit ziemlich unecht. Die Darstellung des Lebens im Detail dagegen war fast schon genial:
Einige Stadtviertel, wo der Film auch hauptsaechlich spielt, sind sehr runtergekommen, arm und teilweise ueberfuellt. Vorallem als das Rotlichtviertel zu sehen war, schien es, als sei fuer Frauen die einzige Lebensperspektive, wenn man die denn so nennen darf, diejenige, dort zu arbeiten. Man sieht sehr viele Asiaten, ob es nun Japaner oder Chinesen sind, ist nicht eindeutig. Die Schrift ist zum Teil chinesisch, zum Teil japanisch. Der Nudelverkaeufer hat ein seltsam veraendertes Japanisch gesprochen..naja laut Wikipedia.de soll das Cityspeak sein - eine Mischung aus mehreren Sprachen, sowohl europaeische als auch asiatische. Hinzu kommt die viele Werbung (erinnert mich stark an Japan) in mehreren Sprachen - fuer Bewohner so einer Stadt einfach nur erdrueckend.
Ein weiterer Punkt ist, dass die Tiere ausgestorben sind und es gibt nur noch kuenstlich geschaffene Exemplare, die allerdings nur denjenigen vorbehalten zu sein scheinen, die genuegend Geld auf dem Konto haben. Die Idee ist ja sehr nett, allerdings weniger realistisch. Warum sollten denn alle Tiere (sogar Schlangen) weg sein und die Menschen nicht? Kann ja nicht sein, dass alle Tiere ausgerottet wurden - wer wuerde bitte schoen Kaetzchen jagen? Und was ist die Rolle der Eule? Eine Ueberwachungskamera anscheinend: so wie man es im Film sehen konnte, sass sie die ganze Zeit da, hat beobachtet und ab und zu ihr Kameraaeuglein gezeigt. Ob sie der Eule wohl eine farbige Kontaktlinse reingesteckt haben?
Und jetzt der Hauptaspekt des Films. Tyrell Corporation hat es geschafft, kuenstliche Menschen zu erzeugen, die von den echten kaum zu unterscheiden sind. Intellektuel sind sie dem Menschen ebenbuertig, allerdings rein physisch staerker und auch belastbarer - so macht ihnen sowohl hohe Minustemperaturen, wo ein normaler Mensch binnen weniger Minuten stirbt, als auch kochendes Wasser nichts aus. Um Gefahren auszuschliessen, ist die Lebensdauer dieser auf 4 Jahre begrenzt. Den sogenannten "Replicants" (jetzt muss ich aber an Nier: Replicant denken - ein Spiel, welches ich gerade spiele) ist es allerdings unter Todesstrafe verboten, sich auf der Erde aufzuhalten. Denn geschaffen wurde sie um als Sklaven und Soldaten in den Kolonien auf anderen Planeten zu dienen.
Soweit sogut. Nun kommen allerdings ein paar von ihnen illegal auf die Erde und jetzt kommt der Hauptcharakter ins Spiel: Deckart. Er ist ein Blade Runner, so wie ich das verstanden habe, ist es eine spezielle Abteilung, die sich um die illegalen Emmigranten kuemmert. Seine Aufgabe ist es die Replicants, die sich aeusserlich nicht von den Menschen unterscheiden aufzuspueren. Eine schwere Aufgabe, wa? Die er mit Bravur meistert. Und ein paar Verletzungen.
Ahja, ganz vergessen zu erwaehnen: die einzige Moeglichkeit die Replicants von den Menschen zu unterscheiden ist die Anwendung des "Voight-Kampff-Tests" - hierbei werden dem vermeintlichem Replicanten eine Reihe von Fragen gestellt, die Emotionen hervorrufen sollen - denn die Replicants haben keine ..oder doch?
Ich finde den Plot fantastisch. Nur die alten 2-farbigen Mini-Roehrenmonitore stoeren ein wenig das Gesamtbild. Und eckige Polizeiautos :D
Die Darsteller der Replicants haben ihre Rolle perfekt gespielt. Rachael ist wunderschoen. Sehr puppenhaft und doch sehr echt. Doch nur die unmenschlichen nahezu leeren Augen verraten, dass sie eine von ihnen ist:
Ihr Gegenstueck - die voellig verrueckte Pris. Von Anfang an faszinieren - aber auf eine erschreckende und bizarre Art und Weise:
Mh und was Deckart angeht...
Er war mir stellenweise ein bisschen unsympatisch..aber dennoch eine sehr autentisch gespielte Rolle. Seine Beziehung zu Rachael hat eine Nuance der Verzweiflung und des Wunsches nach Naehe, wie ich finde. Schade, dass es nicht tiefer aufgegriffen wird.
Und sein Gegenstueck, der Anfuehrer der Einwanderer-Replikanten: Roy
Uh, der war hammer gespielt. Bis zum Ende ein Antagonist, erst in den letzten Minuten seines Auftretens spuert der Zuschauer die Verzweiflung, bald sterben zu muessen, nur zu deutlich. Denn obwohl ohne Gefuehle konzipiert, kann er Sehnsucht empfinden. Obwohl ohne Emotionen programmiert, kann er Traenen vergiessen. Und am Ende tut er das, was man als Zuschauer sogar nicht erwartet hat. Ein schoenes Ende und ein bitterer Nachgeschmack. Warum duerfen die Replicants zwar menschliche Erinnerungen haben, allerdings nicht mit den Menschen zusammenleben, sondern als Sklaven, aller Freiheit und Heimat beraubt, in Kolonien? ..
Vorallem ...am Schluss des Films taucht ein von ihm gefaltetes Origamifiguerchen auf, wo Deckart mit Rachael weggehen. Nun ja, als Blade Runner wird er die Rachael wohl umbringen muessen. Aber dennoch. Immer im Hintergrund aber trotzdem praesent. Mir fehlen so ein bisschen seine Motive, aber das waere in so einem Film eher Fehl am Platz.
Der Soundtrack..eh..jah..futuristisch mit Synthesizern, teilweise orchesterartig - meiner Meinung nach nicht so passend, aber man schien zu der Enstehungszeit eh der Meinung zu sein, es darf nur solche Musik sein :D
Zu der Frage der Replicants...Das Logo der Tyrell Corporation lautet "more human than human". Eigentlich haben ja die Replikanten nicht sowas wie Mitgefuehl..doch stellt sich der Zuschauer mehrmals die Frage, ob es denn stimmt. Also was genau unterscheidet sie dann von Menschen. Vorallem die Frage von Rachael an Deckart, ob er nicht vielleicht auch ein Replicant sei, verwischt die Grenze ziemlich stark.
puuh. ein langer Post. Man sieht, ich war begeistert von dem Film :)
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